VON DEN ANFÄNGEN
König Otto I», 936 – 973, hatte am 1o. August 955 auf dem Lechfeld bei Augsburg die Ungarn in einer blutigen Schlacht besiegt. Er konnte sich aber nicht lange Ruhe gönnen und musste erneut ein Heer aufstellen, um gegen die Slawen in Brandenburg und Mecklenburg zu ziehen.
Diese hatten den Einfall der Ungarn als günstigen Zeitpunkt für einen Aufstand genutzt, um sich von der königlichen Oberherrschaft (vielleicht auch vom Christentum) zu befreien.
Hermann Billung, ein Freund Ottos und später zum Sachsenherzog ernannt, konnte mit seinen wenigen Rittern zwar die vollständige Verwüstung des Landes verhindern, aber besiegen konnte er die Slawen nicht.
Erst im Oktober hatte Otto wieder ein Heer aufstellen und nach Norden ziehen können.
Die slawische Streitmacht muss wohl sehr stark gewesen sein, denn sonst hätte sie sich gewiss nicht zu einer offenen Feldschlacht gestellt.
Otto traf auf diesen Heerhaufen an der Recknitz, einem Fluss in Mecklenburg.
Der genaue Ort ist nicht bekannt und leider auch das genaue Datum der Schlacht nicht. Der Überlieferung nach soll sie am 16. Oktober 955 stattgefunden haben.
Angesichts der bedrohlichen Lage soll Otto ein Gelübde abgelegt haben: Er wolle auf allen seinen Besitzungen eine dem heiligen Gallus geweihte Kapelle errichten, wenn er ihm den Sieg schenke.
Dem heiligen Gallus deswegen, weil sein Tag der 16. Oktober ist. Gallus war ein irischer Glaubensbote, der
zusammen mit dem heiligen Kolumban über Gallien nach Süddeutschland gelangte und dort missionierte. Er starb am l6. Oktober 645 als frommer Einsiedler. Sein Bethaus wurde die Keimzelle des später so bedeutenden Klosters St. Gallen (in der Westschweiz).
Otto errang, wie es heißt, einen vollständigen Sieg über die Slawen und Überzog das Land mit Klöstern.
Solange er lebte, hat es keinen Slawenaufstand wiedergegeben.
Nun ist unzweifelhaft der Platz auf dem unsere Kirche heute steht, wie auch der Hof daneben, im Besitz des Königs gewesen. Wäre es möglich; nachzuweisen, dass die Kirche (oder Kapelle) einmal dem heiligen Gallus geweiht war, könnte das Gründungsdatum 955 oder kurz danach liegen,
Leider ist es bis heute nicht gelungen herauszufinden, unter welchem Heilgenpatronat unsere Kirche stand. Und solange bleiben diese indirekten Rückschlüsse auf das Gründungsdatum eine Legende.
Schenkung Heinrichs VI. (119O – 1197)
Es ist urkundlich belegt, dass Heinrich VI. 1192 dem Bistum Verden eine Manse, d.h. eine Hufe Landes, aus seinem Besitz in Natendorf schenkte. Eine Hufe war die Ackerfläche, von der sich eine Familie ernähren konnte. Die Größe schwankte zwischen 8 und 15 Hektar.
Ob 1192 in Natendorf schon eine Kirche vorhanden war, geht aus der Urkunde nicht hervor.
Wenn noch keine eigenständige Gemeinde bestand, so liegt es nahe, anzunehmen, dass jetzt, als die materielle Grundlage geschaffen war, die Gründung erfolgte.
In dieser Urkunde von 1192 wird Natendorf zum ersten Mal erwähnt. Nicht viele kleine Orte können sich rühmen, ihre Existenz schon am Ende des 12. Jahrhunderts nachweisen zu können.
Leider können weitere Rückschlüsse aus diesem Schriftstück nicht gezogen werden.